10 upcoming ideas and a rebel
2017 Gemeinschaftsausstellung Imagine Space, Galerie artmark, Wien
Was, wenn ein Bild nicht flach sein will?
"Ten upcoming ideas and a rebel"
Diese Serie eint nicht nur das strenge Kleinformat, sondern auch die beharrlich schwarze Nicht-Farbigkeit. Die bewährte Strategie des Künstlers, seinen monolithischen Tafelbildern durch Beschriftungen gedankliche, ja geistige Tiefe und Fragestellungen einzuschreiben, wird in dieser Werkgruppe ausgesetzt. Nunmehr wird die Bildfläche Aktionsfeld. Begehren und Geschehen wird abgebildet; innerhalb eines rigiden Systems entfalten, erörtern und erschließen sich die einzelnen Arbeiten.
Mit Vorstellungen zu Bild, Fläche, Flachheit, Dimension, Körper, Körperlichkeit, Raum wird kritisch operiert; es resultieren Reliefs von graziler Schönheit, wie üppiger Fülle und Prallheit.
Scheinbar wird präzise gefertigten Rechtecken gestattet, Eigenleben zu entwickeln. Sie werden aus ihrer Flachheit in Spannung, Struktur und räumliche Tiefe gebracht. Ein plastisches Aufbäumen und Aufblühen wird gezeigt, das durchaus als dynamischer Zwischenstand gesehen werden kann. Der Titel leitet zu dieser Annahme, sind die Ideen doch bevorstehend und aufstrebend, in Entfaltung begriffen - auch wenn sich die Bildflächen gerade in dieser Absicht in Falten werfen, stellt dies keinen Widerspruch dar.
Die Interpretation des Eigenlebens, eines unerwarteten Wollens jenseits der Flachheit unterstreicht der Künstler durch ein rebellisches, elftes Werk, in dem er auf Begrifflichkeit zurückgreift, Perspektivwechsel anregt und Motivation formuliert: Unzufriedenheit bleibt auch abseits künstlerischen Schaffens verlässliche Quelle von Potential, Wahr-nehmen und Wahr-machen.
Die in der artmark-galerie präsentierte Reihe zeigt Auszüge einer unabschließbaren Deklination von Möglichkeiten. Doch gerade die Serie weist über Beliebigkeit hinaus in ein absichts- und gehaltvolles Werk: in der Kunst muss man bei aller möglichen Klarheit mit hartnäckigen Fragestellungen rechnen. In diesen Arbeiten lassen sich dabei genuss- und lustvolle Aspekte des Schaffens, wie des Wahrnehmens nicht verbergen.
Was, wenn ein Bild nicht flach sein will?
Johannes Haller
Galerie artmark