ZWEI WÄCHTERHÄUSCHEN

Im 1. Wiener Gemeindebezirk an der Kreuzung Singerstraße/Grünangergasse steht das denkmalgeschützte Palais Rottal. Heute sind dort die Österreichische Volksanwaltschaft, die Finanzprokuratur und die artmark galerie untergebracht. An der opulent barocken Fassade befinden sich zwei Wächter- (Schilder-) Häuschen.

Den ungezählten Passanten, flanierenden Touristengruppen, eilenden Geschäftigen und Schulklassen begegnen in diesen üblicherweise ungenutzten Nischen temporäre Interventionen von Guido Kucsko. Den charmanten Relikten aus einer anderen Zeit werden in Bezug zu ihrer Wesensgründung zeitlos aktuelle Fragen eingeschrieben, die weniger einer Beantwortung harren, denn ihre Rätselhaftigkeit behaupten.

Manche werden die Fragestellungen nur einige Schritte lang begleiten, andere nehmen die unerwarteten Schriftzüge mit in ihre dokumentierten Erinnerungen: Als Foto- und Selfie-Motiv werden die weißen Lettern auf schwarzem Grund täglich dutzendfach abgelichtet – vielleicht eine Strategie, diese Begegnung behandelt zu haben, ohne sie weiter behandeln zu müssen?

Die Textinstallation „Zwei Wächterhäuschen“ stellt Fragen nach dem „Bewachen“ und „Überwachen“, im Inneren und Äußeren.

Johannes Haller

Artmark Galerie